200 Kilometer Baustelle - unser abenteuerlicher Weg nach Skardu und zurück

Der Weg von Gilgit nach Skardu ist nur 200 Kilometer lang, aber es dauerte etwa neun Stunden, bis wir dort ankamen. Und es waren keine Stunden, in denen wir uns zurücklehnten und die Fahrt genossen. Stattdessen hielten wir immer wieder den Atem an hofften und hofften auf das Beste. Der Rückweg war noch schlimmer und dauerte zwölf Stunden.

Die Straße war an vielen Stellen zu schmal um in beide Richtungen befahren zu werden
Die Straße war an vielen Stellen zu schmal um in beide Richtungen befahren zu werden

Grünes Licht für unsere Skardu-Pläne

Am Morgen, als wir unsere Unterkunft in Danyor verließen, waren wir uns nicht sicher, wohin wir weiterfahren könnten. Unser ursprünglicher Plan war es, nach Skardu zu fahren. Da die Straße am Vortag wegen eines Felsrutsches gesperrt worden war, wussten wir nicht, ob sie wieder befahrbar war. Glücklicherweise bekamen wir auf dem Weg zum Busbahnhof in Gilgit die Information, dass die Straße wieder geöffnet war.

Mit dem Auto nach Skardu

Der Busbahnhof in Gilgit
Der Busbahnhof in Gilgit

Nawaz von unserem Gästehaus hatte uns die Tickets nach Skardu organisiert. Als wir am Busbahnhof ankamen, waren wir positiv überrascht, dass es sich bei unserem Transportmittel nicht um einen Kleinbus, sondern um ein Privatauto handelte. Zuerst wollten die beiden Fahrer vier Personen auf die Rückbank setzen, die jeweils 1000 rupees zahlen. Aber nachdem wir eine Weile auf eine vierte Person gewartet hatten, beschlossen wir alle, jeweils 200 rupees mehr zu zahlen, um unsere Reise zu so schnell wie möglich zu beginnen. Umgerechnet sieben Euro waren für diesen Weg immer noch ein sehr günstiger Preis. 

Wir teilten uns den Rücksitz mit einem netten Mann, der für die Armee arbeitete und auf dem Weg zu seinem 2-jährigen Posten an der indischen Grenze in Kaschmir war. Er sprach nicht viel Englisch, aber er konnte uns trotzdem sagen, dass es vor einigen Tagen in Nordpakistan einen Busunfall gegeben hatte, bei dem 24 Menschen starben. Er wiederholte auch immer wieder, dass die Straße, die wir nehmen würden, wirklich schlecht und gefährlich sei, und er nahm an, dass es 14 oder vielleicht 20 Stunden dauern könnte, bis wir Skardu erreichten. Nach dem Gespräch freuten wir uns besonders auf unsere Fahrt....

Die schlimmste "Straße" unseres Lebens

Vor dem Mann, der mit uns auf dem Rücksitz saß, hatten uns bereits andere Leute gesagt, dass die Straße ziemlich beschissen ist. Aber wir konnten nicht glauben, wie schlimm es war, bevor wir es selbst erlebten. Es war die wahrscheinlich beschissenste Straße, auf der wir je gefahren sind. Wobei die Straße eher einer Baustelle glich. Und natürlich handelte es sich um keine normale Baustelle, sondern eine hoch oben im Karakorum-Gebirge, wo die Arbeiter sich ihren Weg durch den Felsen sprengten. Der Straßenrand war mit Schildern wie "danger”, ”blasting zone” oder ”land slide area” übersät. Immer wieder mussten wir wegen Bauarbeiten, Kolonnen von bunten Lastwägen, die auf der schmalen Straße nicht vorbeifahren konnten, wegen einer Herde von Ziegen oder den riesigen Felsbrocken, die auf die Straße gefallen waren, anhalten. Einmal stand ein großer Bus seitwärts über der Straße, wobei er mit einem Rad über dem Abgrund hing. 

Wir mussten immer wieder in breiteren Abschnitten warten bis die entgegenkommenden Lastwägen vorbeigefahren waren
Wir mussten immer wieder in breiteren Abschnitten warten bis die entgegenkommenden Lastwägen vorbeigefahren waren
Auch mussten wir immer wieder warten bis die Baumaschinen fertig waren und Platz machten
Auch mussten wir immer wieder warten bis die Baumaschinen fertig waren und Platz machten
Glück im Unglück!
Glück im Unglück!
      Es gelang uns einen Weg für die kleinen Autos freizumachen
Es gelang uns einen Weg für die kleinen Autos freizumachen

Sicherheitsgurte sind in diesen Teil der Welt selten vorhanden. Und selbst wenn sie existieren, benutzte sie niemand. Andererseits würde das Anlegen eines Sicherheitsgurtes wahrscheinlich auch nicht helfen, wenn das Fahrzeug von einer Klippe stürzt oder von einem Erdrutsch zerquetscht wird. Aber wir hätten uns gewünscht, dass der Fahrer seinen Sicherheitsgurt angelegt hätte, um uns das neun Stunden lange Piepen des Warnsignals zu ersparen. 

Ein Sitzgurt hätte in diesem Fall auch nicht geholfen
Ein Sitzgurt hätte in diesem Fall auch nicht geholfen
Mittagspause am Weg nach Skardu
Mittagspause am Weg nach Skardu
Warten auf frische gebackenes Naan-Brot
Warten auf frische gebackenes Naan-Brot

Nach sechs Stunden kamen wir an einem Restaurant namens "Half Way Restaurant" vorbei. Deshalb schien es sehr optimistisch, als der Fahrer sagte, dass wir vielleicht schon "inschallah" in drei Stunden in Skardu, sein könnten. Aber der Rest des Weges ging deutlich schneller, da es mehr bereits gepflasterte Abschnitte gab und weniger Bauarbeiten stattfanden. Trotzdem kamen wir erst in Skardu an, als es schon dunkel war.

Wir hatten eine gute Zeit in Skardu, weshalb sich die lange und beschwerliche Anreise gewissermaßen ausgezahlt. Aber leider mussten wir, um unseren Weg nach Süden fortzusetzen, die gleiche Straße zurück nach Gilgit nehmen. 

Unser Rückweg nach Gilgit war noch schlimmer

Diesmal fuhren wir mit einem Kleinbus, den die Einheimischen „high roof bus“ nennen. Während wir unterwegs waren, führten die Arbeiter Sprengarbeiten an den Felsen durch. Wir sahen Männer, die Dynamit in die Löcher im Felsen stopften. An einem Punkt wartete unser Bus direkt unter einer Klippe, die gerade mit einem Presslufthammer bearbeitet wurde. Dies war eine relativ beängstigende Erfahrung. 

Die Straße war durch die Sprengarbeiten blockiert, während die Arbeiter die Felsen weiter oben anbohrten
Die Straße war durch die Sprengarbeiten blockiert, während die Arbeiter die Felsen weiter oben anbohrten

Durch die Sprengung kam es zu einem weiteren Felsrutsch und die Straße wurde blockiert. Während wir warteten, wurde es langsam dunkel. Wir begannen uns zu fragen, ob wir wirklich die ganze Nacht dort verbringen müssten. Dasselbe war bereits ein paar Tage zuvor Reisenden auf dieser Straße passiert. Wir dachten nicht, dass sie in der Lage sein würden, die gesamte Steinmasse von der Straße zu entfernen, da es völlig dunkel war. Aber zum Glück konnten wir nach zwei Stunden unseren Weg fortsetzen.

Abendessen - der beste Teil unserer Fahrt

Der beste Teil unseres Rückwegs war das Abendessen in einem Restaurant an der Straße. Zu diesem Zeitpunkt hatte Johanna fast eine Art Panikattacke bekommen und es fühlte sich wirklich gut an, für einen Moment an einem entspannten Ort anzuhalten. Da das Restaurant völlig überfüllt war, wurden wir eingeladen, in der Küche, direkt neben dem Tandoorofen, auf dem Boden zu sitzen. Während wir zuschauten wie das Naanbrot im Ofen gebacken wurde, hatten wir nette Unterhaltungen mit einigen Einheimischen, die auch auf dem Weg zurück nach Gilgit waren. Als wir bezahlen wollten wurden wir wieder eingeladen.

Unser Platz beim Abendessen
Unser Platz beim Abendessen
Naan im Tandoor-Ofen
Naan im Tandoor-Ofen

Späte Ankunft in Gilgit

Es machte keinen Spaß, über die enge abenteuerliche "Straße" in der völligen Dunkelheit zu fahren. Nach zwölf Stunden schafften wir es nach Gilgit und waren dankbar, unversehrt angekommen zu sein. Momentan würden wir niemanden empfehlen, diese Straße zu nehmen, wenn es nicht notwendig ist. Allerdings sollte sie nächstes Jahr fertig gestellt werden und die Fahrt zwischen Gilgit und Skardu dann entsprechend kürzer und angenehmer werden. Es gibt auch noch eine andere Route, die durch den Deosai Nationalpark führt. Leider war sie bereits wegen der Schneelage geschlossen. Wenn sie geöffnet ist, ist sie aber definitiv die bessere Wahl. 

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2 thoughts on “The 200 kilometers long construction site – our adventurous way to Skardu and back”

  1. Hei, hupaisaa, olen matkustanut samoissa maisemissa Karakorum Highwayllä ja ihan yhtä työn alla ja epämäämäinen se oli 90-luvullakin kuin teidän kuvaama tie. Hunzassa oli aprikoosit silloin parhaimmillaan ja ihanaa aprokoosikeittoa tarjolla. Ihania muistoja tuovat nämä teidän jutut, jotka sattumoisin bongasin 🙂

    1. Hei hauskaa että eksyit sattumalta lukemaan meidän blogia! Itseasiassa Karakoram Highway itsessään oli suurimmaksi osaksi hyvässä kunnossa, eli kehitystä on selkeästi tapahtunut sitten 90-luvun. Tämä tie Skarduun ei siis ole suoraan Karakoram Highwaylla. Meitä harmitti kun missattiin aprikoosit ja kirsikat, ne kun kuulemma tosiaan on ekstra herkullisia tuolla.. mutta toisaalta nähtiin sen sijaan ihanat syksyn värit. Kiva kun meidän juttu toi mukavia muistoja, olisko joskus aika lähteä verestämään muistoja paikan päälle? 😉

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