Ein Tag in Kalkutta - Streetfood, Weihnachtsstimmung und Demonstrationen

Nachdem wir uns über drei Wochen in Südindien entspannt hatten, waren wir wieder voller Energie und begierig darauf, weiter zu reisen. Wir wollten Weihnachten im Norden verbringen, daher beschlossen wir 1800 Kilometer mit dem Zug zu fahren - eine 32-stündige Zugfahrt von Hospet (nahe Hampi) nach Kalkutta in West-Bengalen. Um bis Weihnachten noch die Berge zu erreichen, verbrachten nur einen Tag in Kalkutta. Wir hatten uns sowieso nicht allzu sehr darauf gefreut, in eine große indische Stadt zu kommen, aber Kalkutta überraschte uns. Es gefiel uns sehr gut und wir hätten gerne noch ein paar Tage länger dort verbracht.

Sonntag in Kalkutta
Sonntag in Kalkutta

Ankunft in Kalkutta

Unsere Zugfahrt von Hospet nach Kalkutta war lang, aber komfortabel. Wir hatten uns entschieden, wieder in der 3AC-Klasse zu reisen, statt in der Sleeper-Klasse, da es dort viel einfacher ist, etwas Schlaf zu bekommen. Über die Fahrt gab es nichts Besonderes zu erzählen, außer dass wir es (nach ein paar Wochen in einer Backpacker-Bubble) wirklich genossen, wieder unterwegs und inmitten dieser verrückten, wundervollen indischen Umgebung zu sein.

Mittlerweile bieten viele verschiedene Apps die Möglichkeit Essen, das einem zum Sitzplatz gebracht wird zu bestellen, angeblich sogar Pizza
Mittlerweile bieten viele verschiedene Apps die Möglichkeit Essen, das einem zum Sitzplatz gebracht wird zu bestellen, angeblich sogar Pizza

Unser Zug kam mit ein paar Stunden Verspätung am Bahnhof Howrah in Kalkutta an, so dass wir die Stadt gegen Mitternacht erreichten. Es dauerte noch eine weitere Stunde, bis unser Uber-Fahrer uns fand und in unserem Guesthouse ablieferte. Zum Glück war noch jemand auf und konnte die Tür öffnen. Unser Zimmer war eines der teuersten Zimmer, das wir bisher in Indien hatten (1000 Rupien = 12 Euro), und definitiv das kleinste. Unserer Meinung nach waren einige der anderen Gäste dort auch etwas eigen, was dem ganzen Ort eine gewisse Nervenheilanstalt-Atmosphäre verlieh... Außerdem schien es, dass die anderen dort schon eine Weile geblieben waren und sie überhaupt nicht miteinander kommunizierten, aber sie wollten alle mit uns reden (außer dem einen, der nicht reden, aber auf Dinge zeigen konnte). 

Aber wir schliefen besser als seit Wochen. Vielleicht, weil wir so müde waren, oder weil es keine Insekten oder Mäuse gab, die in unserem Zimmer Geräusche machten. Nach sechs Stunden wachten wir überraschend energisch auf und waren bereit, die Stadt zu verunsichern. 

Morgendliche Demonstrationen

Während wir uns auf unseren Tag in der Stadt vorbereiteten und frühstückten, hörten wir eine laute Demonstration direkt vor unserem Gästehaus. Vom Dach unserer Unterkunft aus konnten wir sehen, wie eine Kolonne von Menschen, Autos und Bussen vorbeizog. Die Menschen riefen Parolen, die wir natürlich nicht verstehen konnten, aber wir wussten, worum es ging. Vor weniger als zwei Wochen hatte die hinduistisch-nationalistische Regierung Änderungen am Staatsbürgerschaftsgesetz (Citizenship Amendment Act) vorgenommen. Das neue Gesetz bietet einen Zugang zur indischen Staatsbürgerschaft für verfolgte Minderheiten aus den umliegenden Ländern, allerdings nur solange sie keine Muslime sind. Diese Ungerechtigkeit hat verständlicherweise viele Spannungen in dem ursprünglich multikonfessionellen Land verursacht, und es gab bereits die ersten Opfer wegen der Unruhe. Während einige der anderen Gäste besorgt schienen, wirkte die Demonstration auf uns mehr als legitim und friedlich. Als wir für bereit waren die Stadt zu erkunden, waren die Proteste bereits woanders hingezogen.

Unterwegs im Stadtzentrum von Kalkutta

Wir sind mit der U-Bahn in den zentraleren Teil von Kalkutta gefahren. Es war eine gute Erfahrung und viel schneller als im Stau zu stehen, auch wenn der Verkehr in Kalkutta ohnehin ruhiger war als erwartet (vielleicht weil es Sonntag war).

U-Bahn in Kalkutta
U-Bahn in Kalkutta
Auch an einem Sonntag war es relativ voll
Auch an einem Sonntag war es relativ voll

Wir begannen den Tag mit einem kleinen Einkaufsbummel. Im Grunde genommen brauchte ich nur ein paar neue Socken, aber am Ende kauften wir alle möglichen Arten von Kleidung, außer natürlich Socken. 

Die Weihnachtsdekoration und Beschallung auf den Straßen, hat auch uns letzten Endes noch etwas in Weihnachtsstimmung versetzt
Die Weihnachtsdekoration und Beschallung auf den Straßen, hat auch uns letzten Endes noch etwas in Weihnachtsstimmung versetzt

Während unserer Einkaufstour machten wir einige Zwischenstopps, tranken Chai und probierten Streetfood. Kalkutta scheint auch aus einer Streetfood-Perspektive eine großartige Stadt zu sein!

Chai wird oft in Einweg-Tontassen verkauft
Chai wird oft in Einweg-Tontassen verkauft
Chilla, aus Kichererbsenmehl gemacht, war etwas neues für uns...
Chilla, aus Kichererbsenmehl gemacht, war etwas neues für uns...
...und schmeckte großartig
...und schmeckte großartig
Wir näheren uns wieder der Momo-Gegend an - Momos werden traditionell in Teilen von Nord-Indien, Nepal und Tibet gegessen
Wir näheren uns wieder der Momo-Gegend an - Momos werden traditionell in Teilen von Nord-Indien, Nepal und Tibet gegessen

Wir besuchten auch die Sudder Street, die als Kolkata's Äquivalent für berühmte Backpacker-Gegenden wie Paharganj in Delhi oder Khaosan in Bangkok beschrieben wurde. Da wir in der Gegend waren, wollten wir als alte Backpacker auch einen Blick darauf werfen. Nun, es war komplett anders, als wir es erwartet hatten. Wir sahen dort keine Touristen, niemand versuchte, uns etwas zu verkaufen und alles wirkte sehr entspannt und ruhig. Aber wir nutzten unsere Chance, als wir einen Alkohol-Laden sahen (in Indien nicht immer leicht zu finden) und kauften eine kleine Flasche Rum für Weihnachten.

Das andere Ende der Sudder Street mit traditionellem Transportmittel
Das andere Ende der Sudder Street mit traditionellem Transportmittel

In Kalkutta gibt es eine Gegend, die in Google Maps wie ein riesiger Park aussieht, im dem sich viele Sehenswürdigkeiten und wichtige Gebäude befinden. Als wir dort ankamen, haben aber festgestellt, dass es doch kein Park ist. Dieser Teil von Kalkutta schien geschäftiger und unangenehmer zu sein, und nachdem wir eine Weile dort herumgeschlendert waren, ohne etwas anderes als ein Stadion zu sehen, beschlossen wir, wieder zu gehen.

Besuch des Bara Bazars

Das Hauptthema unseres Tages in Kalkutta war eindeutig das Streetfood. Als Nächstes machten wir uns auf den Weg zum Bara Bazar, wo wir viele unterschiedliche Straßenküchen und Essensstände finden sollten. Als wir dort ankamen, war es bereits dunkel. Zunächst waren wir uns unsicher, ob es eine gute Idee war, dorthin zu gehen, aber es stellte sich heraus, dass es in Ordnung war. Entlang der Straßen brannten viele Feuer, um die sich die Menschen versammelt hatten, um sich warm zu halten. Einige schliefen in kleinen Behausungen auf dem Bürgersteig, die aus Stoffen und Pappe gefertigt waren. In einer Straße fand eine große Sikh-Party statt. Wir sprachen miteinander, dass es so seltsam ist, wie sich das alles für uns ganz normal anfühlt. Obwohl wir nicht kaum Streetfood finden konnten (wahrscheinlich, weil es ein Sonntagabend war), war es interessant diese Gegend zu sehen. Wir mussten trotzdem nicht mit leeren Mägen zurückkehren. In der Nähe des Metro-Eingangs fanden wir ein ausgezeichnetes Restaurant namens "Gupta Brothers". Dort hatten wir welche der besten Thalis und Lassis, unserer Indienreisen.

Menschen sammeln sich um eines der Feuer beim Bara Bazar
Menschen sammeln sich um eines der Feuer beim Bara Bazar

Obwohl wir kaum Streetfood finden konnten (wahrscheinlich, weil es ein Sonntagabend war), war es interessant diese Gegend zu sehen. Wir mussten trotzdem nicht mit leeren Mägen zurückkehren. In der Nähe des Metro-Eingangs fanden wir ein ausgezeichnetes Restaurant namens "Gupta Brothers". Dort hatten wir welche der besten Thalis und Lassis, unserer Indienreisen. 

Wirklich eines der besten Thalis!
Wirklich eines der besten Thalis!

Abreise aus Kalkutta

Unser Zug in Richtung Darjeeling würde noch am selben Abend abfahren, so dass es nach dem Abendessen Zeit für uns war, zurück zum Guesthouse zu fahren. Am U-Bahn-Eingang wurden unsere Taschen gescannt, und es stellte sich heraus, dass man keinen Alkohol mit in die U-Bahn nehmen darf, auch nicht, wenn die Flasche verschlossen ist (wir hatten den Rum zu Weihnachten noch mit). Also beschlossen wir, zur nächsten U-Bahn-Station zu laufen und die Flasche in der Tasche von Johannas Kleid zu verstecken. Diesmal konnten wir problemlos einsteigen, und niemand hat unsere Taschen kontrolliert.

Als wir in unserem Uber zum Bahnhof Howrah saßen, warf ich nochmal einen Blick auf unsere Zugfahrkarten. Wir waren auf dem Weg zum falschen Bahnhof! Zum Glück hatten wir genug Zeitpuffer und konnten die laufende Fahrt zum Bahnhof Sealdah ändern, so dass wir unseren Zug, den Darjeeling Mail, ohne Probleme erreichten.

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2 thoughts on “A day in Kolkata – Street food, Christmas vibes and manifestations”

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